[Fredrika Bergman 04] • Himmelschlüssel by Ohlsson Kristina

Autor:Ohlsson, Kristina [Ohlsson, Kristina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman-Thriller
ISBN: 9783809026396
Herausgeber: Limes Verlag
veröffentlicht: 2014-11-24T00:00:00+00:00

37

Stockholm, 18.01 Uhr

Dieser Arbeitstag würde kein Ende nehmen, so viel war klar. Fredrika Bergman gedachte nicht, nach Hause zu gehen, ehe das Flugzeugdrama zu Ende war.

Um kurz nach sechs rief Spencer an. »Hältst du noch durch?«, fragte er.

»Natürlich«, erwiderte Fredrika. »Aber ich bin ganz sicher nicht zum Abendessen zu Hause. Wir müssen unser Essen beim Inder verschieben.«

Dann sprachen sie über die Kinder: was sie zum Abendessen bekommen und was sie am nächsten Tag anziehen sollten.

Wie kam es, dass dies hier mein Leben geworden ist?, fragte sich Fredrika. Wie konnte ich von einer Karrierefrau mit einem heimlichen Liebhaber zu einer verheirateten Frau mit zwei kleinen Kindern mutieren?

Spencers Verwandlung war nicht weniger dramatisch vonstattengegangen. Von einem verheirateten, kinderlosen Professor um die sechzig zum erneut verheirateten Vater zweier Kleinkinder. Dennoch hatte es nicht einen einzigen Moment gegeben, in dem Fredrika gezweifelt hätte, dass er es schaffen würde, oder in dem sie sich Sorgen gemacht hätte, dass er sie womöglich sitzen lassen könnte. Ihre Beziehung war so felsenfest, als wäre sie in Stein gemeißelt. Er war der ihre und sie die seine. Das gab ihr Sicherheit.

Sicherheit. Wann hatte sie je zuvor in ihrem Leben Sicherheit verspürt?

Ihre Gedanken wanderten zu den Passagieren von Flug 573. Wahrscheinlich waren sie inzwischen über die Verspätung informiert worden. Hoffentlich war es der Besatzung gelungen, Ruhe und Ordnung in der Kabine zu bewahren. Fredrika wollte sich nicht einmal vorstellen, was geschehen mochte, wenn dort Chaos ausbrach. Ein Szenario, in dem die Passagiere in Panik gerieten oder meuterten, war ebenso gefährlich wie unmöglich in den Griff zu bekommen.

Die Maschine befand sich inzwischen bedenklich nahe an der Grenze zum US-amerikanischen Luftraum. Und es war nicht abzusehen, was dort geschehen würde. Die Amerikaner standen erkennbar unter Druck, und erfahrungsgemäß neigten sie dazu, Gespenster zu sehen. Hoffentlich gab Karim ihnen keinen Anlass dazu.

Fredrika rieb sich die Hände. Diese ganze Geschichte barg so viele Aspekte und Nebenschauplätze, dass sie davon regelrecht erschöpft war. Da war zunächst einmal die Geschichte des nordafrikanischen Asylbewerbers, der aus Schweden abgeschoben werden sollte, weil der Sicherheitsdienst des Landes ihn als ein Risiko eingestuft hatte. Und dann war da überdies ein geheimes amerikanisches Gefangenenlager in Afghanistan. Drittens gab es einen Mann, der seinen Kindheitstraum verwirklicht hatte und Pilot geworden war und der jetzt verdächtigt wurde, ein Terrorist zu sein, der Hunderte Menschen als Geiseln in seiner Gewalt hatte.

Die große Frage war, wie diese Geschichten miteinander zusammenhingen. In Fredrikas Vorstellung konnte es gar nicht anders sein, als dass all diese augenscheinlich voneinander losgelösten Erzählungen ein und denselben Ursprung hatten. Nur wenige Minuten zuvor hatte ihr Chef sie angerufen und um eine schriftliche Zusammenfassung sämtlicher Informationen gebeten, die bisher bekannt geworden waren. Ihr Bericht sollte dann an die Regierungskanzlei übermittelt werden.

Fredrika machte sich ein paar Notizen.

Noch immer konnten sie Zakaria Khelifi nicht mit Tennyson Cottage in Verbindung bringen. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass tatsächlich gar keine solche Verbindung existierte – doch dann brauchten sie zumindest einen Täter, der mit beiden Fällen assoziiert werden konnte. Vieles sprach dafür, dass Karim ebendieser Täter war. Auch Fredrika dachte so.

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